Gedanken im August
- bernkasteldo
- 27. Sept. 2024
- 3 Min. Lesezeit
Suchet, so werdet ihr finden (Matthäus). Beim Begriff „Suchen“ denken viele Menschen heute an die Suchmaschinen des Word Wide Webs. Millionenmal pro Tag werden Suchmaschinen angeklickt. Wenn im Matthäusevangelium die erfolgreiche Suche angekündigt wird, dann handelt es sich nicht um irgendwelche Suchaktionen nach Personen, Gegenständen oder Ideen, sondern um die Aufforderung an die Menschen, den Sinn und die Erfüllung ihres Lebens zu suchen und zu finden. Es geht um die Beziehung zu Gott, der Mensch und Gott, unsere Verantwortung, unsere Nächstenliebe, unser Bemühen um ein menschen- und gottgefälliges Leben. Darauf weiß z.B. die KI keine befriedigende Antwort, denn die Suche entspringt wie ein Quell aus der Seele des Menschen zu seinem Wohlgefallen und zum Wohlgefallen Gottes. Und was hat die KI mit der Seele eines Menschen zu tun. Die KI kann informieren, verführen usw.. Aber die Seele des Menschen bleibt für die KI unantastbar. Und wenn man glaubt, seine Seele der KI opfern zu können, dann lebt man in großer Unwissenheit über sein ureigenstes Menschsein.
Die Steinzeitmenschen hatten einige erstaunliche Fertigkeiten entwickelt. Werkzeuge, Entdeckung des Feuers und anderes mehr. Erstaunt oder weniger erstaunt über diese Fertigkeiten, die wie vom Himmel gefallen schienen, dankten sie großen unbekannten Mächten. Nicht eins zu eins, sondern in künstlerischer Form. Höhlenmalereien, Tänze, Kunst als Gebet, das sich in Demut verneigt vor Nichtwissen, nicht können. Ein eindeutiges Gebet wie das christliche Vaterunser gab es noch nicht. Ein weiter Sprung bis zu den alten Griechen. Die alten Griechen waren natürlich viel weiter in der Entwicklung, was Wissenschaft, Philosophie und so weiter anbetrifft. Sie waren bei Gott nicht mehr auf den Faustkeil angewiesen. Aber im Gegensatz zu den Steinzeitmenschen verneigten sie sich nicht mehr voller Demut vor ihren Kenntnissen und ihrer hervorragenden Entwicklung. Vielmehr ähnlich wie in der Aufklärung meinten sie zu wissen, dass alles Können aus ihnen selbst kam. Zwar verehrten sie etwas Übergeordnetes – also ihre Götter. Aber diese Götter waren nur noch reines Schmuckwerk. Die Selbstbezogenheit war nur eine Täuschung. Vielleicht war Sokrates erschrocken über diese Selbstbezogenheit und sagte: „Ich weiß, dass ich nichts weiß!“. Deshalb wurde er ermordet. Sehr viel später wurde Jesus geboren und er sagte der Selbstbezogenheit den Kampf an. Jesus predigte Glaube, Hoffnung und Liebe. Ein Schlusswort: Die Aufklärung setzte viele Gute Dinge in Gang. Entwicklung der Wissenschaft usw… Und die Wissenschaft hat vielen Menschen geholfen. Gebt dem Kaiser, was des Kaisers ist und Gott, was Gott ist.
Wenn die Steinzeitmenschen, die Höhlenmenschen Kunst, welcher Art auch immer praktizierten, so hatte die Ausübung der Kunst nichts mit der Melancholie des Barocks oder der manchmal verzweifelten Gefühlslage der Romantik zu tun. Die Kunst der Steinzeitmenschen hatte etwas zu tun mit der Suche nach Wahrhaftigkeit. Jesus sagte, als er auf Erden weilte, „Siehe, siehe!“. Und die Steinzeitmenschen wollten sehen.
Manchmal drückt Kunst die Suche nach Wahrhaftigkeit aus. Manchmal das Fehlen von Sinn für Wahrhaftigkeit. Manchmal die Trauer über das Fehlen für Sinn nach Wahrhaftigkeit. Manchmal unangemessener Stolz über das pure Verweilen in der Kunst (l´art pour l´art). Kunst als Gegenwelt. Nicht berührt von dem Ausspruch Jesu: „Was du dem geringsten meiner Brüder getan hast, das hast du mir getan.“
Kunst sollte wie eine Himmelsleiter sein, aber nicht der Himmel selbst. Die Künstlerin und der Künstler sollten sich bewusst sein, dass ihnen ein Kunstwerkzeug in die Hand gegeben worden ist, mit der sie die Suche in wahrhaftige Bahnen lenken. Ansonsten ohne Zweifel mitunter hohe Kunstfertigkeit, Ästhetik, Schmuckelemente man muss ja nicht immer nur Krüge verzieren. Aber mancher Künstler glaubt in diesem Fall schon angekommen zu sein. Sein Lebensinhalt. Er glaubt, obwohl von Unruhe geplagt, jeden Augenblick angekommen zu sein. Eine Selbsttäuschung. Siehe, siehe. Ziehe deine Sandalen aus. Hab nur ein Bündel bei dir und höre.
Manche, die in ihrem Leben böse gehandelt haben und sich auf Grund unverdienter Machtfülle für unverwundbar halten, sinken trostlos und mit schreckensgeweiteten Augen ins Grab wie Spreu, der vom Weizen getrennt wird. Eine letzte hammerschwere Erkenntnis. Nur Gott weiß, was danach geschieht, „Kommet zu mir!“ Und sie erkennen vielleicht, die Dahingeschiedenen, dass da immer ein Rufer ist, und nicht er der machtvolle Rufer war. Das haben wohl die alten Ägypter erkannt und gewusst. Die sorgfältige Mumifizierung der Toten sollte dafür sorgen, dass der Tote dem Ruf Gottes entgegeneilte. Manche unmenschlichen Herrscher umgeben sich mit Pseudosymbolen, die anschaulich machen sollen, dass sie Himmel und Erde beherrschen. Aber ihr Ohr ist nicht zugewandt dem Rufe Gottes, sondern ihrem eigenem Ruf. Und ihr eigener Ruf lautet: „Nur ich, nur ich.“ Und schließlich ereilt sie doch ihr Schicksal wie ein Hammerschlag. Gott lässt nicht mit sich feilschen.
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